Bildungsbündnis „Alle Kinder mitnehmen“

Bielefelder Schulen, die Stadt und die Universität haben mit dem Verein TABULA e.V. das Netzwerk „Alle Kinder mitnehmen“ aufgebaut. Das gemeinsame Ziel: Alle Kinder sollen sich und ihre Fähigkeiten bestmöglich entwickeln können.

Dies spiegelt sich auch im Leitbild der Bildungsregion Bielefeld: „BILDUNG³ in Bielefeld – gerecht ganzheitlich gemeinsam“, in dem Bildungsgerechtigkeit ein Leitziel ist.

Alle Kinder und Jugendlichen sollen sich und ihre Fähigkeiten bestmöglich entwickeln können – unabhängig von ihren individuellen Lebenssituationen und Potenzialen. Unabhängige Studien weisen immer wieder die soziale Spaltung innerhalb unserer Gesellschaft nach, die sich deutlich auf die Kinder und Jugendlichen, ihre Bildung und ihre Schulen auswirkt. Das Aufwachsen unter Bedingungen von sozialer Benachteiligung führt immer noch zu massiver Bildungsungerechtigkeit.

Dem wirken wir in Bielefeld weiterhin entgegen. Bielefelder Schulen, das Bildungsbüro der Stadt in Kooperation mit dem Kompetenzteam für Lehrerfortbildung und die Universität Bielefeld haben mit dem Verein TABULA e.V. seit mehr als zehn Jahren das Netzwerk „Alle Kinder mitnehmen“ aufgebaut und stetig weiterentwickelt. Die Erfolge dieser Arbeit zeigen, dass und wie Bildungsungerechtigkeiten durch das Zusammenwirken unterschiedlicher Kräfte begegnet werden kann. Der Begriff Bildung ist dabei, wie auch im Leitbild der Bildungsregion, ganzheitlich gefasst und beinhaltet ausdrücklich auch außerschulische Lerngelegenheiten. Das zentrale Anliegen der Netzwerkarbeit lautet:

In Bielefeld sollen alle Kinder und Jugendlichen zu Bildungsgewinnern werden.

„Sie alle sollen in der Schule mitkommen, mit Freude lernen und individuell gute Leistungen erreichen können. Sie sollen sich und ihre Fähigkeiten bestmöglich entwickeln, ihr Leben in die eigene Hand nehmen und ihren Platz in unserer Gesellschaft finden können.“

Leitzitat von Annemarie von der Groeben, Initiatorin und Ideengeberin für das Netzwerk „Alle Kinder mitnehmen“

Zum Schuljahr 2024/25 ist der 7. Durchgang des Projektes „Alle Kinder mitnehmen“ gestartet.

Es nehmen folgende 15 Schulen teil:

  • Eichendorffschule
  • Grundschule Brake
  • Grundschule Vilsendorf
  • Hellingskampschule
  • Rußheideschule
  • Stieghorster Schule
  • Volkeningschule
  • Leineweber Schule
  • Ravensberger Schule
  • Laborschule
  • Sekundarschule Gellershagen
  • Brackweder Realschule
  • Realschule Jöllenbeck
  • Friedrich-Wilhelm-Murnau Gesamtschule
  • Martin-Niemöller Gesamtschule

Mehr erfahren

Das bedeutet konkret:

• Schulen bejahen die Unterschiedlichkeit ihrer Schülerinnen und Schüler auch unter Berücksichtigung von Fragestellungen und Herausforderungen des Gemeinsamen Lernens.

• Schulen entwickeln ihre Pädagogik und Didaktik der Vielfalt auf der Grundlage dieser Haltung weiter: Der Unterricht zielt auf gemeinsames und individuelles Lernen, auf angeleitetes und selbstorganisiertes Lernen, auf Fachorientierung und Entwicklungsorientierung, auf Integration und auf Inklusion. Alle Schülerinnen und Schüler werden entsprechend ihren Fähigkeiten und Bedürfnisse zum Lernen herausgefordert und optimal gefördert.

• Den unterschiedlichen Voraussetzungen der Lernenden wird durch intensive individuelle Begleitung, Beratung und Förderung begegnet.

• Alle Kinder und Jugendlichen wachsen durch aktive Teilhabe in unsere Kultur hinein. Ein ganzheitliches Bildungskonzept ermöglicht die Entwicklung aller Fähigkeiten und Begabungen.

Im Sinne des im Leitbild der Bildungsregion formulierten Ansatzes des gemeinsamen Handelns trägt und unterstützt das Netzwerk „Alle Kinder mitnehmen“ diese Entwicklungen. Das Netzwerk unterstützt die Lehrkräfte und das weitere pädagogische Personal der Schulen bei allen Aufgaben, um das professionelle Handeln in unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Settings weiterzuentwickeln.

Netzwerkpartner in diesem Bündnis sind: Bielefelder Schulen, das Bildungsbüro Bielefeld der Stadt Bielefeld in Kooperation mit dem Kompetenzteam für Lehrerfortbildung, die Universität Bielefeld (Fakultät für Erziehungswissenschaft), sowie der Verein TABULA e.V.

Das der Netzwerkarbeit zugrundeliegende Konzept beruht auf den folgenden drei Säulen:

Fortbildung: Schulen entwickeln ihren Unterricht bezogen auf den Umgang mit der Heterogenität ihrer Schülerinnen und Schüler weiter: Lehrerinnen und Lehrer schließen sich im Rahmen der Fortbildung „Bielefelder Bildungswerkstadt“ zu Lerngemeinschaften zusammen. Temporär sind in diese Lerngemeinschaften Studierende eingebunden. In der Bildungswerkstadt gibt es verschiedene „Zentrale Gebäude“ (Häuser) für das gemeinsame Fundamentum und verschiedene „Quartiere“ für das individuelle Additum, das schulintern ausgestaltet wird. Die Lehrkräfte kooperieren in der Bildungswerkstadt in schulformbezogenen und schulformübergreifenden Fach- und/oder Jahrgangsgruppen. Sie arbeiten in multiprofessionellen Teams daran, der Unterschiedlichkeit ihrer Schülerinnen und Schüler noch besser gerecht zu werden und richten ihre Unterrichts- und Schulentwicklung an diesem Ziel aus.

Individuelle Lernbegleitung: Kinder und Jugendliche, die Unterstützung benötigen, werden begleitet und gefördert: Ehrenamtliche sowie studentische Bildungspatinnen und -paten begleiten sie bei ihrer Entwicklung, ihrem Aufwachsen und Lernen.

Ferienschule: In den Ferien werden den Kindern und Jugendlichen Bildungserfahrungen angeboten, die viele von ihnen sonst nicht machen würden: Die von TABULA e.V. auch in Ko-operation mit dem Bildungsbüro der Stadt Bielefeld und anderen Partnern entwickelten Ferienschulangebote ermöglichen ihnen vielfältige kulturelle Teilhabe.


Mit Spaß forschen und entdecken

Ferienschule 2023

In den Ferienschulen Bielefelds hatten Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, ihre Ferien mit einer Fülle an abwechslungsreichen und lehrreichen Aktivitäten zu verbringen. Von Kunst, Musik und Theater über Schwimmen und Sport bis hin zu Medien und Technik sowie Natur und Umwelt wurden zahlreiche Programme angeboten, die die Teilnehmer*innen in verschiedene Welten eintauchen ließen.


In der Wassergruppe haben insgesamt 15 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren vielfältige Erfahrungen im Wasser sowie bei verschiedenen Gruppenaktivitäten gesammelt. Alle Kinder haben Fortschritte im Schwimmen gemacht und konnten Schwimmabzeichen wie das Seepferdchen, Bronze In der Gruppe „Trommeln der Welt“ erkundeten die jungen Teilnehmer unter der Leitung eines erfahrenen Trommellehrers aus Mexiko verschiedene Trommeln aus unterschiedlichen Ländern. Neben der musikalischen Erfahrung lernten sie auch die Weltkarte kennen und bauten sogar ihre eigenen Trommeln, die sie voller Stolz mit nach Hause nehmen durften.


Die Theatergruppe im Bauernhausmuseum erkundete die Abenteuer von Don Quichotte und Sancho Panza, während das „Band Camp“ den Kindern die Möglichkeit bot, neue Instrumente auszuprobieren und eine Band zu gründen. Die Höhepunkte waren die Aufführung der Theatergruppe vor Publikum und der Auftritt der Band F.L.A.M.S.T.L., begleitet von einem Radiobericht, der den Kindern Anerkennung verschaffte.

Hier finden Sie Beiträge aus dem „Band Camp“ 2023:

Das Lied aus dem „Band Camp“ 2023

Radiomitschnitt zum „Band Camp“ Teil 1: https://www.youtube.com/watch?v=b3OUwNm61jQ

Radiomitschnitt „Band Camp“ Teil 2: https://www.youtube.com/watch?v=L6kHXobe004


In den Schwimmkursen konnten die Kinder nicht nur ihre Schwimmfähigkeiten verbessern, sondern auch neue Freundschaften knüpfen und Selbstvertrauen aufbauen. Unterstützt durch engagierte Betreuer erlebten sie ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm, das neben Schwimmen auch Sport, Basteln und Backen umfasste.


Die Ferienschulen im Bereich Medien und Technik boten den Teilnehmern die Möglichkeit, in die Welten der Spiele, des kreativen Makens und des Filmemachens einzutauchen. Von Gaming über Making bis hin zu Filmproduktion konnten die Kinder ihre Interessen und Vorlieben entdecken und praktische Erfahrungen sammeln.


Die Ferienschule „Bewegende Erfindungen“ bot den Kindern einen vielfältigen Einblick in die Arbeiten von Leonardo da Vinci, inklusive eines besonderen Besuchs an der Hochschule Bielefeld, wo sie verschiedene Erfindungen ausprobieren durften und sogar ein eigenes Mäusefallenkatapult bauten, was ihnen eine spannende und lehrreiche Woche ermöglichte, um zu Leonardo-Profis zu werden.


Die Natur- und Umweltaktivitäten boten den Kindern und Jugendlichen die Gelegenheit, die Natur zu erforschen und praktische Erfahrungen zu sammeln. Von der Tiererkennung bis hin zur Insektenforschung konnten sie spannende Themen entdecken und ihre eigenen Ökosysteme schaffen. Die Tierkontakte auf dem Gnadenhof Dorf Sentana ermöglichte ihnen Raum für persönliche Entwicklung sowie unvergessliche Erfahrungen in einem einfühlsamen Umfeld.

Literatur aus dem Projekt „Alle Kinder mitnehmen“:

Bruelheide-Hartmann, U. & Stukemeier, U. (2021). Die Entwicklung von Themenkisten für den individualisierten Unterricht der Grundschule unter Berücksichtigung von Schülerinnen und Schüler mit und ohne Unterstützungsbedarf. In. Resch K., Lindner K. – T., Streese B., Proyer M., & Schwab S. (Eds.). Inklusive Schule und Schulentwicklung. Theoretische Grundlagen, empirische Befunde und Praxisbeispiele aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. (Beiträge zur Bildungsforschung, 8) 1st ed. Münster: Waxmann, 273-379.

Brune, J., Schlumbohm, I., Brinkmann, D., Hamkens, J., Marth, J. (2021). Kommunales Bildungsbüro Bielefeld: Bildung findet Stadt für alle. Schulwelt NRW 01/2021, 14-20

Grah-Kautzky, G., von der Groeben, A., Husemann, G., Krohne, J. & Krohne, J. (2010). Die Bielefelder Ferienschule. Ein Projekt der Initiative TABULA für Kinder aus sozial belasteten Stadtteilen. Pädagogik 2010(3), 36-41

Herrmann, F., Prophet, S. & Streese, B. (2022). Klassenfahrt in den Zoo. Virtuell, fächerübergreifend und digitalgestützt lernen. Fördermagazin Sekundarstufe 1/2022. S.23-30

Krohne, J. (2007). „Eigentlich könnten wir uns jeden Tag treffen“. Die Bildungsinitiative TABULA schenkt Zeit für bedürftige Jugendliche. Pädagogik 2007(5), 33-35

Meyer, H. (2018). Schlusskommentar zum Werkstattfest „Alle Kinder mitnehmen“ – Implementation und Vertiefung am 20. Juni 2018 im Rathaussaal der Stadt Bielefeld. Durchgesehene Abschrift der handschriftlichen Fassung des Kommentars.

Otto, J., Streese, B., & Fiedler-Ebke, W. (2018). Regionale Netzwerkstrukturen im Kontext von Bildungsbenachteiligungen am Beispiel des Bielefelder Netzwerks Alle Kinder mitnehmen. DDS-DIE DEUTSCHE SCHULE, 110(3), 227-239. doi:10.31244/dds.2018.02.04  

Schwarz, Ramona (2020): …ABRACADABRA… Eine Unterrichtseinheit über „Winnie the Witch“ nach dem Lerndorf-Modell. SCHULE inklusiv 8/2020, 18-22

Streese, Bettina (2022): Kooperation zwischen Studierenden und Lehrkräften im Kontext phasenverknüpfender inklusiver Lehrkräftebildung an der Universität Bielefeld. In: Serke, Björn & Streese, Bettina (Hrsg.): Wege der Kooperation im Kontext inklusiver Bildung. Bad Heilbrunn:Verlag Julius Klinkhardt, S. 183-196

Streese, B. (2020). Fortbildung, Individuelle Lernbegleitung und Ferienangebote im Kontext inklusiver Unterrichts- und Schulentwicklung: ein Evaluationsbericht zum Bielefelder Netzwerkprojekt „Alle Kinder mitnehmen“ im Projektzeitraum 2018 – 2020. Bielefeld: Univ. Bielefeld, Fakultät für Erziehungswissenschaft.

Streese, B. (2020). Didaktik Textiler Sachkultur. Unterrichtsvorbereitung zum Nemes-Kopftuch aus inklusiver und textildidaktisch sachkultureller Perspektive. SCHULE Inklusiv, 2020(8), 16-17

von der Groeben, A., Kaiser, I. (2011). Werkstatt Individualisierung: Ein Buch über die die Entwicklung differenzierender Aufgaben- und Unterrichtsplanung für individualisiertes Lernen, eine mehrdimensionale Leistungsbewertung sowie Hilfen zur gemeinsamen Entwicklung von Unterricht und Schule. (ISBN-10: 392583656X)

von der Groeben, A., Pieper, C., & Streese, B. (2015). Ein Bündnis gegen Bildungsarmut. Das Bielefelder TABULA-Projekt „Alle Kinder mitnehmen“. Pädagogik, 2015(8), 54-57.

von der Groeben, A., Bensch, K. & Müller, C. (2020). Gemeinsam für Bildungsgerechtigkeit: Kollegiale Unterrichtsentwicklung braucht ein orientierendes Ziel: Eine Schulform läuft aus – eine neue soll aufgebaut werden. Anlass für intensive Kooperation und gemeinsames Nachdenken über die Ziele der eigenen Arbeit. Pädagogik, 2020(12), 35-38.

von der Groeben (2020). Lernen unter dem Regenbogen. (Theater-)Ferien bei TABULA – ein Verein für Bildungsgerechtigkeit unterstützt die Arbeit Bielefelder Schulen. Gemeinsam Lernen 2020 (1), 68-73

Skip to content