Die Ethik pädagogischer Beziehungen
Ein Beitrag zur Stärkung der Kinder- und Jugendrechte und der pädagogischen Beziehungen mit Kindern und Jugendlichen
Wanderausstellung der „Reckahner Reflexionen zur Ethik pädagogischer Beziehungen“
Gute pädagogische Beziehungen bilden ein Fundament dafür, dass Leben, Lernen und demokratische Sozialisation gelingen. Darum soll mit ethischen Leitlinien die wechselseitige Achtung der Würde aller Mitglieder von Schulen und Einrichtungen gestärkt werden. Die Leitlinien sollen Reflexion anregen und als Orientierung für dauerhafte professionelle Entwicklungen auf der Beziehungsebene dienen. Die „Reckahner Reflexionen zur Ethik pädagogischer Beziehungen“ wurden über fünf Jahre am bildungshistorischen Ort Reckahn von über 150 Fachleuten aus Praxis, Forschung, Verwaltung und Politik erarbeitet und wenden sich an Lehrpersonen und pädagogische Fachkräfte sowie an verantwortliche Erwachsene in allen Bereichen des Bildungswesens.
Die Wanderausstellung besteht aus sieben Rollups. Die Rollups werden ergänzt um gedruckte Materialien, die kostenlos mitgenommen werden können: Broschüre, Plakat, Faltblatt, Miniflyer, Regelbüchlein für große und kleine Kinder. Zur Ausstellung gibt es Onlinekurse mit Selbstlernmaterial.
Seit August 2022 ist die Wanderausstellung in Bielefeld zu sehen. Nach Stationen im Rathaus und der Universität ist sie derzeit in verschiedenen Schulen ausgestellt. Die Bildungsregion Bielefeld gehört zu den Erstunterstützenden der Wanderausstellung zu den Reckahner Reflexionen.
Warum werden ethische Leitlinien für pädagogische Beziehungen gebraucht und wie sind sie entstanden?
Kinder und Jugendlich sind auf die pädagogischen Fachkräfte und Lehrkräfte angewiesen, die in Kitas, Schulen, Jugendzentren, Heimen und anderen Bildungsorten für sie verantwortlich sind. Junge Menschen brauchen anerkennende Ansprache, um sich gut entwickeln und erfolgreich lernen zu können. Für ihre demokratische Sozialisation ist ein Dreischritt wichtig: sie machen die Erfahrung respektiert zu werden, sie können so Selbstachtung entwickeln und sie lernen auf dieser Basis andere zu respektieren.
Die Ethik pädagogischer Beziehungen beruht auf diesen grundlegenden Einsichten. In interdisziplinären Forschungsrichtungen wurde ihre Bedeutung immer wieder belegt.
Die Wanderausstellung „Reckahner Reflexionen zur Ethik pädagogischer Beziehungen“ soll einen Betrag leisten zur Stärkung wertschätzender pädagogischer Beziehungen. Die „Reckahner Reflexionen zur Ethik pädagogischer Beziehungen“ sind ein Manifest mit 10 Leitlinien, in denen es um die Verbesserung der Qualität pädagogischen Handelns auf der Beziehungsebene geht. Sie beruhen auf der Erkenntnis, dass gute pädagogische Beziehungen einerseits schon praktiziert werden. Aber umfassende Beobachtungsstudien belegen: Zugleich handeln Lehr- und Fachkräfte viel zu oft entwertend, demütigend und beschämend. Seelische Verletzungen sind die häufigste Form der Gewalt, die Kinder und Jugendliche durch Pädagoginnen und Pädagogen erfahren. Während andere Formen der Gewalt, wie körperliche und sexualisierte Übergriffe öffentlich thematisiert und juristisch geahndet werden, bleiben seelische Verletzungen weitgehend unbeachtet.
Die Leitlinien sind empirisch fundiert, sie benennen ausnahmslos im Alltag vorfindliche Handlungsweisen. Es bezieht sich auf die Arbeit mit ausnahmslos allen Kindern und Jugendlichen. In heterogenen Lerngruppen fördert es Inklusion.
Der Text der Reckahner Reflexionen wird herausgegeben vom Deutschen Institut für Menschenrechte/Berlin, vom Deutschen Jugendinstitut/München, vom MenschenRechtsZentrum der Universität Potsdam und von Rochow-Museum und Akademie für bildungsgeschichtliche und zeitdiagnostische Forschung an der Universität Potsdam e.V.. Es wird gefördert von der Robert Bosch Stiftung.
Wer oder was ist Reckahn?
Der Entstehungsort Reckahn hat große bildungshistorische Bedeutung. Hier wurde 1773 die erste philanthropische Musterschule für alle Mädchen und Jungen auf dem Land im Geiste der Aufklärung gegründet und erlangte internationale Ausstrahlung. Sie ist heute Schulmuseum. Beobachtungsberichte belegen übereinstimmend, dass Kinder als vernunftbegabte Wesen angesprochen wurden. Prügelstrafe war verpönt. Im Sinne des kulturellen Gedächtnisses wird hier das Andenken an eine kinderfreundliche Pädagogik gepflegt und gegenwarts- und zukunftsbezogen erneuert.