Was hat Sprache mit Mathematik zu tun?
10 Jahre Prävention von Rechenschwierigkeiten – Rückblick zum PReSch-Fachtag
Gut 100 Lehrkräfte, die in der Grund- und Förderschule Mathematik unterrichten, nahmen Mitte März am Jubiläums-Fachtag „10 Jahre PReSch in Bielefeld und im Kreis Gütersloh “ teil.
Im Vortrag „Mit Sprache neu rechnen“ stellte Professor Dr. Kerstin Gerlach von der Universität Bielefeld dar, welchen großen Einfluß Sprache in der Vermittlung von Mathematik besitzt und wie diese gewinnbringend, insbesondere bei Kindern mit Förderbedarf, im Unterricht eingesetzt werden kann.
Sprache spielt beim Lehren und Lernen eine entscheidende Rolle
Auch wenn der Mathematikunterricht in der Regel von Zahlen, Formeln und Gleichungen beherrscht wird, können viele Herausforderungen nicht ohne Sprache bewältigt werden: mathematische Inhalte können und müssen beschrieben, erklärt oder begründet werden. Warum Sprache für das Lehren und Lernen von Mathematik so wichtig ist, wie wunderbar sie bei Diagnose und Förderung helfen kann und wie sie in konkreten Förderformaten für den Unterricht genutzt werden kann, wurde am Fachtag thematisiert.
Anregungen für den Unterricht und die Förderung der Schüler*innen
Die Teilnehmer*innen erhielten in fünf Workshops verschiedene konkrete Anregungen für den Unterricht und die Förderung der Schüler*innen. So ist die Entwicklung eines tragfähigen Stellenwertverständnisses eines der zentralsten Ziele für erfolgreiches Mathematiklernen. Es ist für die Orientierung im Zahlenraum und für die Nutzung von Rechenstrategien von entscheidender Bedeutung. Das Anlegen sogenannter „mathematischer Wortspeicher“ kann ein wichtiges Werkzeug für einen sprachsensiblen Mathematikunterricht sein.
Auch Bilderbücher mit mathematischen Inhalten bieten durch ihren Aufbau die Möglichkeit, abstrakte Themen zu veranschaulichen, komplizierte Problemstellungen zu vereinfachen und einen relevanten Bezug zur Lebenswelt der Kinder herzustellen. Denn Bilderbücher sind für Kinder häufig ein bekanntes Medium mit hohem Aufforderungscharakter zum Beschreiben, Erklären, Vermuten und Begründen.
Mathematik lernen durch Bewegung
Konkrete Handlungen spielen eine wesentliche Rolle im Erlernen von Mathematik. Doch nicht nur diese, sondern auch Bewegungen mit dem ganzen Körper wirken sich positiv auf das Verständnis mathematischer Inhalte aus. Für das Mathematiklernen liegt gerade im Lernen durch Bewegung eine große Chance, vor allem auch für lernschwache Schülerinnen und Schüler. Dabei werden nicht einfach beliebige Bewegungen während des Lernens ausgeführt, vielmehr stellt die Bewegung eine inhaltliche Verbindung zum Lerngegenstand her. Damit kann z.B. der Aufbau von Grundvorstellungen zu wichtigen mathematischen Konzepten gefördert werden.
Der Fachtag am 13. März 2024 wurde von den folgenden Kooperationspartnern realisiert: Reinhard Mohn Stiftung, Kreis Gütersloh, Kompetenzteam Bielefeld und Gütersloh.
Das Projekt ´PReSch` steht für Prävention von Rechenschwierigkeiten
PReSch ist ein gemeinsames Projekt der Schulämter und Schulpsychologischen Beratungsstellen in Bielefeld und im Kreis Gütersloh, der Reinhard-Mohn Stiftung und der Universität Bielefeld. Ziel des Projektes ist es, Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen in einer einjährigen Fortbildung auszubilden und zu sensibilisieren, sodass sie bereits in der Schuleingangsphase Kinder mit mangelndem mathematischem Vorwissen erkennen. Auf diese Weise können sie die Schüler*innen frühzeitig diagnosebasiert fördern und so der Entstehung von Rechenschwierigkeiten entgegenwirken. Dabei stehen Kompetenzorientierung, das gemeinsame Erforschen mathematischer Zusammenhänge, das Lernen am Material und Sprache im Vordergrund. Am Ende der Jahrgangsstufe 4 sollten alle Kinder über mindestens ausreichende Basiskompetenzen verfügen.
Im PReSch-Projekt finden regelmäßig Fortbildungen und Fachtagungen mit Impulsvorträgen statt. Dabei haben die Teilnehmenden auch die Möglichkeit, sich in Workshops zu Übungsformaten und Anschauungsmaterialien für den Mathematik- und Förderunterricht auszutauschen und zu informieren.
Das PReSch-Projekt gibt es bereits seit zehn Jahren. In dieser Zeit haben 411 Lehrkräfte an den Fortbildungen teilgenommen.
Die Regionale Schulberatungsstelle ist eine Einrichtung des Landes NRW und der Stadt Bielefeld. Sie besteht seit 1976 und bietet schulpsychologische Hilfestellung an. Die dort arbeitenden Schulpsychologen beraten und unterstützen Eltern, Schüler*innen, Lehrkräfte und Schulsysteme vertraulich, neutral, unabhängig, freiwillig und kostenlos zu verschiedenen Themen rund um Schule, Bildung, Erziehung und Familie.
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